In der Festivalausgabe 2017 befindet sich das Wienerlied im Tête-à-Tête mit Kaffeehaus, Jazzclub, Wirtshaus, Kirche, Universität und Theater. Und wer in der Stadt lebt, macht auch mal eine Landpartie. Doch bevor es soweit ist heißt es sich im Rahmen der Eröffnung am 21. April an einen für die Stadt historisch bedeutsamen Ort – dem Alten Allgemeinen Krankenhaus – zu begeben. Der Universitätscampus ist exakt der richtige Ort um das Festival fächerübergreifend gemäß seines Mottos „SINE TEMPORE!“ (bei freiem Eintritt) zu eröffnen. Mit „Oh, du lieber Augustin“ präsentiert sich am Nachmittag das neue Kinderprogramm mit „Die Strottern“ und Peter Ahorner für 5-10 Jährige. Parallel dazu gibt es Erwachsenenbetreuung in Form von Vorlesungen über das Wienerlied.
Aber auch das abendliche Musikprogramm ist mit echten und „foischn Wienern“ wie die beiden Ausnahmekünstlerinnen von „Catch-Pop String-Strong“ hochkarätig besetzt. Zudem hat Martin Spengler mit seinen „foischn Wienern“ das neue Album »ummi zu dir« mit im Gepäck. Damit bringt er das Wienerlied auch denjenigen, die diesem wenig zugetan sind, so zusagen auf gut Wienerisch „ummi zu eana!“ Mit der Formation „Die Ohrreichen Üben“ und dem „Attensam Quartett“ kann man sich außerdem auf richtige Kapazunder des Genres freuen.
Mitsingen erwünscht heißt es am 25. April im Traditionscafé Ritter im Herzen von Ottakring, wo neben Wienerliedern auch Schlager, Volkslieder und Operettenohrwürmer gemeinsam einstudiert werden. Das Wienerlied wie es leibt und lebt kann man beim Wienerliedstammtisch am 27. April in Breitensee erleben. Nicht nur das Wirtshaus „Matauschek“ hat Wienerliedgeschichte geschrieben, sondern auch die Protagonisten des Abends. Sängerlegende Kurt Girk hat sich gemeinsam mit seinem Partner Rudi Koschelu (an der Kontragitarre) Marie-Theres Stickler für die Ziehharmonika angelacht. Marie-Theres Stickler gehört zu den gefragtesten und erfolgreichsten Musikerinnen der jungen Generation. Mit einem Wort – nicht blöd die Herrn!
Landpartie nach Drosendorf
Bereits am Sonntag den 30. April bricht „wean hean“ zu seiner Landpartie auf. Dabei heißt es „Auf zum Film ab! Mit Weinbegleitung“. Frühstück wird im berühmten „Reblaus Express“ eingenommen. Höhepunkt der Reise ist der Filmclub Drosendorf. Hier werden mehrere Stummfilme mit Livemusik von Cordula Bösze und Helmut und Maria Stippich gezeigt. Für musikalische Heurigenstimmung sorgen auf der Heimfahrt im Zug das Volksmusikduo Michaela Lehner und Marco Buchler. Wer nach dem Ausflug erholungsbedürftig ist, kann am nächsten Tag ausschlafen. Um 19:00 ist es jedoch empfehlenswert wieder topfit zu sein, denn dann geht es mit dem Schrammelmontag und den „Neuen Wiener Concert Schrammeln“ hochkarätig wienerisch weiter.
Der Abend am 5. Mai im „Theater Akzent“ steht dann ganz im Zeichen von Karl Kraus. Bühnen- und TV Lieblinge wie unter anderem Julia Stemberger und Peter Matić werden seine Texte vorstellen. Musik gibt es an diesem Abend natürlich auch. So wird beispielsweise dem Donauwalzer zu seinem 150-jährigen Jubiläum gratuliert.
Am 7. Mai verbirgt sich hinter dem Titel Morgendämmerung (mit 11:00 Uhr zu christlicher Beginnzeit) mit „Ramsch und Rosen“ ein Vormittag, der zeigt, wo die Volksmusik in Zukunft „hinmusiziert“.
500 Jahre Reformation
Spannend verspricht auch der Abend in der Lutherischen Stadtkirche am 11. Mai zu werden. Anlässlich des Lutherjahres „500 Jahre Reformation“ wird das Volkslied als Kirchenlied beleuchtet. Lieder, Psalme und Texte werden unter anderem von Matthias Loibner mit seiner Drehleier und David Bergmüller an der Laute vorgetragen. Helmut Jasbar wird seine Auftragskomposition (Psalm 130) erstmals in der wunderschönen Kirche in der Dorotheergasse aufführen.
Einen Besuch abstatten sollte man auch dem Bockkeller (im Haus des Volksliedwerkes) wo im Laufe des „wean hean“ Festivals eine Reihe höchst empfehlenswerter Konzerte wie das Trio Lepschi (4. Mai) oder „Bohatsch & Skrepek“ (16. Mai) über die Bühne gehen werden. Zudem wird ein Abend unter dem Titel „Der alte Sünder vom Wörthersee“ dem Textdichter Erich Meder gewidmet (13. Mai) sein.
Heiß her geht es schließlich zum Abschluss am 18. Mai im Porgy & Bess – und zwar in Form einer swingenden Jazz Revue mit Lindy-Hop-Tanzeinlagen (auch zum Mittanzen) und Swing der 1930er Jahre. Neue Wiener Musik, angelehnt an New Orleans Traditionals, deutschsprachige Schlager und Chansons sowie experimentelle Musik werden an diesem Abend für gute Laune sorgen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Wienerlied Festival wean hean wirft auch heuer wieder mit einem Augenzwinkern, viel Humor und Gelegenheit zum Mitmachen einen zeitgenössischen Blick auf der Bundeshauptstadt liebstes Lied. Man muss kein Wiener sein um die Qualität dieses Festivals zu erkennen und zu schätzen. Durch seine originäre anspruchsvolle Programmierung und der dahinter stehenden Kreativität entwickelt sich das Festival derart kontinuierlich weiter, dass es eine Wohltat ist.
TIPP VORSTADT.KINO.WÄHRING 2017 (bis 10. April 2017) Weil das Warten bis 21. April als lange empfunden werden kann, empfehlen wir bis dahin einen weiteren historischen Ort des Wienerlieds aufzusuchen. Im Café "Schmid Hansl" traten einst nicht nur populäre Wienerlieder-Interpreten auf, sondern auch so mancher Gassenhauer wie Ferry Wunschs „Stellt’s meine Roß im Stall“ wurden hier komponiert. Heute versuchen Friedl Preisl und sein Team Geri Weber, Andreas Kous und Claus Tieber dem Kinosterben in Wien im Schmid Hansl entgegenzuwirken. Bis 10. April werden immer montags um 20:00 Uhr Filme aller Genres gezeigt (Produktionsjahr bis ca. 2000). Ergänzt werden die Kino-Montage mit ausge- suchten Kurzfilmen. Außerdem wird ein „Stummfilm special“ mit Live-Musikbegleitung angeboten. http://wienerlied-und.at/ Café Schmid Hansl Schulgasse 31 1180 Wien
Ausgabe # 18 wean hean – Das Wienerliedfestival
21. April – 18. Mai 2017
http://www.weanhean.at
© Fotos: © Barbara Brandstätter, © Herbert Zotti, Wolf Dieter Grabner, Stephan Mussil, Anton Wieser
Teilen mit: